Eine Hand wirft einen Wahlzettel in eine Box mit US-Flagge im Hintergrund.

Die Auswirkungen der US-Wahlen 2024 auf die Aktienmärkte

Autor: Dustin Klass
6. Oktober 2024
Lesedauer: 5,5 Min.

Bald ist es wieder soweit: Am 5. November finden in den USA die US-Wahlen 2024 statt. Das vorläufig große Finale eines Jahres, das von vielen politischen Ereignissen und Wahlen in vielen Ländern geprägt war. Wahlen in Großbritannien, Frankreich, Europa und Deutschland haben bereits stattgefunden, und die Märkte haben unterschiedlich darauf reagiert.

Besonders in Frankreich zeigte der Aktienindex CAC 40 nach der Auflösung des Parlaments deutliche Schwankungen, erholte sich aber schnell. In Großbritannien und Deutschland fiel die Marktreaktion hingegen moderat aus, trotz eines politischen Rechtsrucks und größerer politischer Konsequenzen.

Ein Grund: Die europäische Wirtschaft steht seit längerer Zeit stark unter Druck. Die großen Unternehmen der Top-Indizes verdienen den Großteil ihrer Umsätze bereits international wodurch ihre Abhängigkeit vom europäischen Wirtschaftsstandort gering ausfällt. Internationale Märkte wie die USA und Asien sind in ihrer Summe bereits bedeutender. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie wirken sich die US-Wahlen 2024 auf die US-Finanzmärkte aus?

Politische Entwicklungen und ihre bisherigen Auswirkungen 2024

Die Wahlen in Europa haben gezeigt, dass politische Ereignisse die Märkte grundsätzlich beeinflussen können, jedoch war die Reaktion insgesamt weniger dramatisch als vielleicht von vielen erwartet oder als auch die ersten initialen Reaktionen der Märkte gezeigt haben:

  • Frankreich: Die Sorge, dass Frankreich seine Schulden nicht mehr bedienen könnte, führte zu einem vorübergehenden Rückgang des CAC 40, der sich aber rasch stabilisierte.
  • Großbritannien & Deutschland: Trotz politischer Umwälzungen und eines Rechtsrucks blieben die Aktienmärkte relativ stabil. Die Investoren zeigten sich widerstandsfähig gegenüber den Wahlresultaten.

Im Gegensatz dazu haben die US-Wahlen 2024 das Potenzial, aufgrund der zentralen Rolle der USA in der Weltwirtschaft tiefgreifendere Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu haben. Die USA sind nicht nur die größte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch das Herzstück des globalen Finanzsystems, was bedeutet, dass politische Entscheidungen und Unsicherheiten in den USA viel stärkere und weitreichendere Reaktionen in den Märkten hervorrufen können als in anderen Ländern.

Die US-Wahlen 2024 und ihre Bedeutung für die Finanzmärkte

Historische Markttrends in Wahljahren1, 5

  • Der S&P 500 verzeichnete seit 1928 in Wahljahren eine durchschnittliche Rendite von 11,3 %.
  • In 83 % der Wahljahre zwischen 1928 und 2016 erzielte der S&P 500 eine positive Performance.
  • Die Volatilität steigt typischerweise in den drei Monaten vor der Wahl an.

Grafik: T. Rowe Price Analyse

Grundsätzlich zeigt sich rein statistisch, dass Wahljahre eine eher positive Performance haben. Dabei ist allerdings folgender Fakt zu beachten:

Der Aktienmarkt läuft in Anbetracht der historischen Vergangenheit in eine positive Richtung – maßgeblichen Einfluss hat dabei die positive weltwirtschaftliche Entwicklung.

Die Frage sollte also eher sein: Sorgt der Fakt, dass gerade Wahlen sind, für einen positiveren Effekt oder ist es wichtiger, wie sich die Wirtschafts- und Geldpolitik entwickeln?

Grafik: State Street Global Advisors Studie

Die meisten Studien, scheinen diesen Effekt nicht zu bestätigen. Die Renditen in Wahljahren scheinen gegenüber den Renditen von Nicht-Wahljahren, gleich oder teilweise sogar schlechter zu sein. Zumindest im Bezug auf den S&P 500, wie es sich in der Studie der State Street Global Advisors zeigt.

Die verschiedenen Stufen der US-Wahlen 2024

Eine wichtige Betrachtung ist neben der allgemeinen Rendite am Kapitalmarkt, die Betrachtung der Volatilität, also der Kursschwankungen, am Kapitalmarkt. Höhere Volatilität bedeutet für Anleger nämlich auch immer ein höheres Risiko. 

Historische Daten zeigen, dass die US-Aktienmärkte während Wahljahren typischerweise volatiler sind. Renditen und Volatilitäten lässt sich hierbei typischerweise in drei Phasen eines Wahlzyklus unterteilen.

Das Vorwahljahr: Historisch gesehen tendieren die Märkte dazu, im Vorwahljahr stark zu performen, da Investoren politische Stabilität und wachstumsfördernde Maßnahmen erwarten. Der S&P 500 hat in den vergangenen Vorwahljahren oft eine bessere Performance gezeigt als in Nicht-Wahljahren.

Das Wahljahr: Ist oft von Unsicherheit und Volatilität geprägt. Die erste Jahreshälfte zeigt meist schwächere Ergebnisse, während das zweite Halbjahr aufgrund der geklärten politischen Verhältnisse typischerweise besser abschneidet. Vor allem in den drei Monaten vor der Wahl erreicht die Marktvolatilität ihren Höhepunkt. Nach den Wahlen entspannt sich der Markt meistens. Die Unsicherheit nimmt ab, und es gibt oftmals eine erste Euphorie, erzeugt durch etwaige Wahlversprechen.

Das Nachwahljahr: Nach den Wahlen ist bekanntlich vor den Wahlen. Oft tritt wieder Stabilität ein und sobald die Unsicherheit schwindet, neigen die Märkte zu positiven Entwicklungen.

Grafik: HSBC – So wird 2024

Wer gewinnt die US-Wahlen 2024?

Es zeigt sich, dass die Saisonalität in Wahljahren und um Wahljahre herum, doch einen Einfluss auf die Bewegungen am Aktienmarkt zu haben scheint.

Ist denn auch wichtig, wer die US-Wahlen gewinnt?

Es wird natürlicherweise viel diskutiert: Wer gewinnt die Wahl und welchen Einfluss hat das auf die Wirtschaft?

Aber es zeigt sich, ob Demokraten oder Republikaner gewinnen, scheint langfristig weniger relevant:1, 5

  • Seit 1933 zeigte der Aktienmarkt unter beiden Parteien einen Aufwärtstrend.
  • Kurzfristig kann es jedoch zu erhöhter Volatilität kommen, besonders wenn ein Machtwechsel stattfindet.

Es zeigt sich bereits: Wichtiger als die Partei sind oft die konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung. Im Fokus stehen hier aktuell höhere Zölle und niedrigere Steuern bei einem dominanten Wahlsieg (Clean Sweep) der Republikaner sowie höhere Steuern, aber mehr Kontrolle und Planbarkeit bei einem dominanten Wahlsieg (Clean Sweep) der Demokraten.

👉 Mehr zu den flüchtigen Auswirkungen politischer Stürme findest du im News-Blog-Beitrag von Luca

Die Rolle der Federal Reserve Bank (FED)

Wichtig ist zudem die Rolle der FED. Zinsen und Aktienmarktentwicklungen weisen seit langer Zeit eine hohe Korrelation auf. Historisch hat die Fed in Wahljahren oft Zinsänderungen vorgenommen. 2024 gab es bereits die erste Zinssenkung in den USA, weitere sollen folgen.2

Die Unabhängigkeit der Fed von politischem Druck bleibt dabei ein wichtiges Thema, auch wenn sie immer wieder angezweifelt wird. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die FED im Vergleich zur EZB ein duales Mandat hat. Das heißt: Es ist nicht nur wichtig, die Inflation zu steuern, sondern gleichzeitig auch hohe Beschäftigung zu garantieren. Sie hat also durchaus auch ein wirtschaftliches Interesse.

Historische Daten seit 1927 zeigen, dass die durchschnittlichen und medianen Gesamtrenditen des S&P 500 in Präsidentschaftswahljahren etwas niedriger ausfielen als in Nicht-Wahljahren. Interessanterweise spielte das Zinsumfeld dabei eine wichtige Rolle:3

  • In Niedrigzinsphasen tendierten die Märkte zu höheren Renditen, unabhängig vom Wahljahr.
  • In Hochzinsphasen waren die Renditen generell niedriger, wobei der Unterschied in Wahljahren noch ausgeprägter war.

Nun die Frage: Ist aktuell eher eine Hochzins- oder eine Niedrigzinsphase? Langfristig betrachtet sind wir aktuell in einer Niedrigzinsphase, kurzfristig ist es eine Hochzinsphase, die sich gerade abzubauen beginnt. 

Grafik: ceicdata.com

Auswirkungen der US-Wahlen 2024 auf die Aktienmärkte

Auswirkungen der US-Wahlen 2024 auf die Aktienmärkte

Es zeigt sich also: Kurzfristig scheint es oft erhöhte Volatilität zu geben und vermehrt Kursgewinne in Wahljahren zu geben. Grundsätzlich gilt aber Folgendes:

  • Die durchschnittliche monatliche Rendite des S&P in Wahljahren (0,59 %) unterschied sich kaum von Nicht-Wahljahren (0,62 %).
  • In den drei Monaten vor der Wahl war die Performance des S&P oft positiv, kehrte sich aber nach dem Wahlmonat um.
  • Die Volatilität des S&P war in Wahljahren um 35 % höher als in Nicht-Wahljahren, reduzierte sich aber um 12 % bei Ausschluss von Rezessionsperioden.

 

Außerdem zeigt sich, dass der S&P 500 in Wahljahren grundsätzlich ein positives drittes Quartal hat. In Nicht-Wahljahren ist dies das schwächste aller Quartale. So scheint es auch in diesem Wahljahr 2024 zu sein. Quelle: State Street Global Advisors Studie

Noch befindet sich die USA in keiner Rezession. Dies kann sich aber noch ändern. Die wirtschaftliche Entwicklung steht auch hier immer wieder auf der Kippe. Aus einigen Ecken heißt es: Die Zinssenkung im September kam zu spät. Die große Senkung um 0,5 % bestätigt dies für viele.4

Langfristige Auswirkungen der US-Wahlen 2024 auf die Aktienmärkte

Obwohl die US-Wahlen 2024 kurzfristig Unsicherheit auf den Aktienmärkten verursachen, sind es langfristige makroökonomische Faktoren wie Inflation und Zinspolitik, die die Marktentwicklung entscheidend beeinflussen. Diese beiden Elemente bestimmen maßgeblich die wirtschaftliche Stabilität und das Vertrauen der Investoren – weit über den Wahltag hinaus.1

Inflation ist ein zentraler Risikofaktor für die Märkte, da steigende Preise die Kaufkraft der Konsumenten verringern und die Unternehmensgewinne schmälern können. Besonders in den USA war die Inflation ein herausforderndes Thema, da die Nachwirkungen der Pandemie und der geopolitischen Spannungen den Preisdruck hoch halten. Zuletzt zeigte sich aber eine deutliche Entspannung, auch wenn die Ziele, insbesondere in den Kerninflationsraten, noch nicht erreicht sind.

Grafik: State Street Global Advisors Studie

Im direkten Zusammenhang mit der Inflation steht die Zinspolitik. Sie spielt eine ebenso entscheidende Rolle in der langfristigen Marktentwicklung. Zinssenkungen oder -erhöhungen beeinflussen direkt die Finanzierungskosten von Unternehmen und die Konsumausgaben. In den letzten Jahren hat die Fed die Zinsen aufgrund der Inflation mehrfach angehoben, was die Märkte unter Druck setzte. Zinserhöhungen können zwar das Wachstum bremsen, indem sie Kreditkosten erhöhen und Investitionen erschweren, aber sie sind ein notwendiges Mittel zur Eindämmung der Inflation.

Allerdings gab es jetzt die erste Wende in der Fed-Politik. Viele hoffen auf weitere schnelle Zinssenkungen. Ein Fakt, den auch die langfristigen Anleihenmärkte einpreisen. Niedrigere Zinsen könnten dazu führen, dass Unternehmen wieder günstiger Kapital aufnehmen können, was Investitionen und Wachstum ankurbeln würde. Dies könnte vor allem in den Sektoren, die stark von Krediten abhängig sind, wie Technologie und Immobilien, zu einer weiteren Erholung führen.

Langfristig müssen sich die Investoren auf eine Balance zwischen Inflation und Zinspolitik einstellen.

Während Zinssenkungen kurzfristig positiv wirken könnten, bleibt die anhaltend hohe Inflation das größte Risiko für die Stabilität der Finanzmärkte. Wenn die Fed es nicht schafft, die Inflation auf ein nachhaltiges Niveau zu senken, könnten die positiven Effekte von Zinssenkungen durch die anhaltende Preisspirale schnell wieder aufgehoben werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Inflation und Zinspolitik über den Ausgang der US-Wahlen 2024 hinaus die entscheidenden Faktoren für die Marktentwicklung bleiben werden. Gemeinsam sind sie ebenfalls entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Für das Jahr 2024 erwarten Ökonomen eine moderate Erholung des Wachstums, obwohl Unsicherheiten bestehen. Die Rückkehr zu einem stabilen und nachhaltigen Wachstum hängt stark von den wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen US-Regierung ab, insbesondere im Hinblick auf Steuern, Handel und die Regulierung des Finanzsektors.

Investoren müssen diese makroökonomischen Trends sorgfältig beobachten, da sie die langfristige Richtung der Aktienmärkte stärker bestimmen als kurzfristige politische Veränderungen. Während die US-Wahlen 2024 zweifellos kurzfristige Marktreaktionen auslösen werden, zeigt die historische Analyse, dass langfristige wirtschaftliche Trends und die Geldpolitik letztendlich entscheidender für die Marktentwicklung sind. Anleger sollten politische Entwicklungen zwar im Auge behalten, ihre Entscheidungen aber auf fundamentale wirtschaftliche Faktoren stützen.

US-Wahlen 2024 Illustration
Dustin Klass ueber uns Portrait 2
Über den Autor

Dustin Klass ist CEO und Mitgründer von fiindo und verfügt über langjährige Erfahrung auf dem Finanzmarkt. Er setzt auf innovative Technologien, um Finanzwissen für jeden zugänglich und verständlich zu machen. Seine Leidenschaft gilt dabei der Idee, dass Finanzen nicht nur nützlich, sondern auch unterhaltsam sein müssen.