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"Make Crypto Great Again"- Trump setzt auf Bitcoin als Wahlkampf-Booster und nationale Reserve

Trump umwarb junge Wähler im Kampf um die Präsidentschaft mit einem Kryptowährungs freundlichen Kurs und beflügelt den Wert von Bitcoin & Co.. Doch steckt hinter Trumps plötzlicher Krypto-Liebe wirklich ein Interesse am Wohlstand der Bürger oder dient Bitcoin lediglich als Instrument für Macht und Bereicherung?

Autor: Luca Mialki
10. März 2025
Lesedauer 4,5 Min
KI generierter Donald Trump mit roter Schirmmütze auf dem Kopf mit der Aufschrift "Make Bitcoin great again"

Bild: AI-generated

Inhalt

Erste Wiederbelebungsversuche

Die Kryptobranche durchlebte im abgelaufenen Jahr 2024 eine Phase tiefgreifender Veränderungen. Zwei zentrale Ereignisse bestimmten die Märkte: Das Bitcoin Halving im April 2024 reduzierte die neu geschaffene Bitcoin-Menge um die Hälfte, während die Einführung der ersten Bitcoin-Spot-ETFs im Januar 2024 institutionellen Anlegern erstmals direkten Zugang zur Kryptowährung ermöglichte. Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten – Bitcoin erreichte neue Höchststände, das Interesse institutioneller Investoren stieg rasant an, und Krypto gewann an Legitimität im globalen Finanzsystem. 

 

Nachdem Halving im April 2024 stieg der Kurs auf über 95.000 $ und erreicht im Dezember erstmals die psychologisch wichtige Marke von 100.000 $. Doch die Kursgewinne waren nicht nur eine Reaktion auf Marktmechanismen – sie wurden zunehmend von politischen Entwicklungen beeinflusst. Inmitten des hitzigen US-Wahlkampfs erkannte Donald Trump das Potenzial von Bitcoin & Co. als Wahlkampfinstrument. Während die Biden-Administration einen eher restriktiven Kurs gegenüber Kryptowährungen verfolgte, inszenierte sich Trump als Verbündeter der Kryptoindustrie. Er sicherte sich Spenden aus dem Sektor, sprach gezielt junge, technikaffine Wähler an und stellte sogar die kühne Idee einer staatlichen Krypto-Reserve in den Raum. Doch was steckt hinter dieser Strategie – ein finanzpolitischer Paradigmenwechsel oder ein cleverer Schachzug, um vor allem die Taschen der Reichsten weiter zu füllen?

KI generiertes Bild von Donald Trump der symbolisch einen Bitcoin in die Luft hält vor einer großen Menschenmenge.

Bild: AI-generated

Vom Skeptiker zum Befürworter: Trumps Kypto-Kehrtwende für junge Wähler ​

Trump versuchte gezielt, die Stimmen der jungen, technikaffinen Wähler sowie die Wahlkampfspenden der Kryptoindustrie zu sichern. Laut der NGO Public Citizen stammte bis August die Hälfte der gesamten Unternehmensspenden im US-Wahlkampf aus dem Krypto-Sektor. Besonders auffällig war die Pro-Krypto-Lobbygruppe Fairshake, die in diesem Zyklus über 200 Millionen Dollar sammelte und mehr als 132 Millionen Dollar ausgab. Beobachter sahen die Kryptoindustrie bereits als entscheidenden Faktor im knappen Rennen zwischen Trump und der Demokratin Harris. Um sich die Unterstützung der Krypto-Community zu sichern, änderte Trump seine zuvor skeptische Haltung gegenüber Kryptowährungen und präsentierte sich als starker Befürworter von Bitcoin & Co. Er versprach, die USA zur „Krypto-Hauptstadt des Planeten“ zu machen – eine Position, die sich klar von der restriktiven Kryptopolitik der Biden-Administration abhob. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie war sein Auftritt auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville im Sommer 2024, bei dem er seine Vision für die Zukunft der Kryptowährungen darlegte und Krypto-Events als Fundraising-Plattform nutzte. Trump sprach besonders junge, freiheitsliebende Wähler an, die in der Krypto-Community stark vertreten sind. Mit seinem Versprechen, das regulatorische Umfeld zu lockern und innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit einen „Bitcoin- und Krypto-Beirat“ einzusetzen, konnte er diese Wählergruppe für sich gewinnen. Die enge Zusammenarbeit mit der Kryptoindustrie und das Sichern ihrer Wahlkampfspenden erwiesen sich als ein Schlüsselfaktor in Trumps erfolgreicher Wahlkampfstrategie. Nach seinem Wahlsieg erreichte der Bitcoin-Kurs ein neues Allzeithoch, und Trump wurde von Kryptoanhängern als „Bitcoin-Präsident“ gefeiert. Trotz der beeindruckenden Zahlen und der Euphorie während des Wahlkampfgeschehens nahm die allgemeine Begeisterung in der breiten Öffentlichkeit wieder ab, was insbesondere an dem Stillschweigen des Präsidenten lag.
KI generiertes Bild des White House in Washington mit einem großen Bitcoin Stempel darauf.

Bild: AI-generated

Trumps Krypto-Reserve: Ein Schachzug zur Bereicherung der Elite?

Die Idee einer „strategischen Crypto-Reserve“ der Trump-Regierung, die Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Solana (SOL), Cardano (ADA) und Ripple (XRP) umfasst, erscheint auf den ersten Blick extrem spekulativ und widersprüchlich, besonders im Vergleich zu traditionellen Goldreserven. Kryptowährungen wie Bitcoin haben keinen inhärenten Wert – ihr Wert beruht ausschließlich auf der Erwartung zukünftiger Akzeptanz. Weniger als 1% der Weltbevölkerung besitzt Bitcoin, was die Frage aufwirft, ob der Rest der Welt an deren Wert glaubt. Im Gegensatz dazu stützen staatliche Währungen wie der US-Dollar ihren Wert auf die Möglichkeit eines Staates, Steuern zu erheben und Schulden zu begleichen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte sich kürzlich skeptisch gegenüber einer Bitcoin-Reserve. Sie betonte, dass Währungsreserven sicher, liquide und geschützt sein müssen, und dass sie nicht vom Verdacht der Geldwäsche oder anderen kriminellen Aktivitäten belastet werden dürfen – ein Problem, das bei Bitcoin häufig auftritt. Daher erwartet sie nicht, dass Bitcoins in die Reserven der Zentralbanken der Euro-Länder aufgenommen werden.

Ein weiteres Argument gegen eine Crypto-Reserve ist die hohe Volatilität von Kryptowährungen. Ihre Preise schwanken stark und sind anfällig für Manipulationen und Spekulationen, was sie als stabilen Reservewert ungeeignet macht. Während Gold und staatlich gestützte Währungen als relativ stabile Wertaufbewahrungsmittel gelten, sind Kryptowährungen durch ihre Marktunsicherheit und fehlende regulatorische Kontrolle weniger verlässlich.

Das Motiv hinter dieser Strategie könnte jedoch eher spekulativer Natur sein: Der Kauf und die Unterstützung von Kryptowährungen könnte eine Methode sein, um deren Kurs zu steigern, wodurch vor allem Wohlhabende und Investoren profitieren würden. Donald Trump selbst hat sich zusammen mit seiner Frau unmittelbar vor seiner Vereidigung durch die Einführung eines Trump- und Melania Trump Memecoin bereichert. Ein solches Vorgehen unterstreicht die Problematik, dass eine staatlich unterstützte Crypto-Reserve primär den Reichsten zugutekommt.

Das Argument, dass eine solche Reserve den US-Dollar stärken könnte, indem sie ein alternatives Wertaufbewahrungsmittel darstellt, ist schwer nachvollziehbar. Insbesondere in einem Szenario, in dem kritische Infrastruktur zusammenbricht, dürften Dinge wie Gold, Diamanten oder Naturalien eine größere Bedeutung als Währungen haben. Letztlich könnte diese Strategie darauf abzielen, das Vermögen der Reichen weiter zu steigern, während die breite Masse durch höhere Steuern und Inflation zur Finanzierung der Spekulation beiträgt. Die langfristigen Auswirkungen von Trumps Krypto-Reserve-Initiative auf den Kurs von Bitcoin und anderen Kryptowährungen bleiben abzuwarten. Aktuell beobachten wir jedoch starke Schwankungen am Markt. Der Bitcoin-Kurs erreichte nach Trumps Ankündigung kurzzeitig die 90.000-Dollar-Marke, fiel dann aber wieder unter diesen Wert. Diese erhöhte Volatilität spiegelt die Unsicherheit und Spekulationen wider, die Trumps Pläne im Kryptomarkt ausgelöst haben.

Luca Mialki ueber uns Portrait
Über den Autor

Luca Mialki ist als Junior Analyst bei fiindo tätig und studiert VWL mit dem Schwerpunkt Monetäre- & Internationale Ökonomie. Mit meiner positiven Denkweise und dem Antrieb, immer auf dem neusten Stand zu bleiben, bringe ich viel Dynamik in das junge FinTech-Team.

Seine Mission ist es, dich für die spannenden Storys hinter den Aktien zu begeistern und dir zu zeigen, dass die Welt der Finanzen alles andere als trocken und langweilig ist.